Zecken
Vorkommen und Befall
Ein Irrglaube, woher er auch immer gekommen sein mag, hat sich festgesetzt: die Zecke lässt sich wie ein lauernder Vampir von den Bäumen fallen, sobald ein leckeres Opfer sich in der Fall-Linie befindet. Das stimmt so nicht. Zecken leben in Bodennähe. Sie lauern auf Gräsern, Sträuchern und im Unterholz. Auch im eigenen Garten, auf Wiesen, in Parks und Feldrainen sind sie anzutreffen. Sie setzen sich durch Vorbeistreifen an Sträuchern oder Gebüsch in Wald und Flur, im Grünen auf unsere Kleidung bzw. auf das Fell des Hundes. Von dort aus suchen sie sich eine warme Stelle, wo sie sich festhalten. Sie betäuben die Stelle mit einem Biss, erst dann stechen sie zum Blutsaugen zu. So erklärt sich auch, wieso der Biss weder vom Tier noch vom Hund bemerkt wird.
Zecken benötigen für ihre Entwicklung Blut von Säugetieren, z.B. Igel, Mäuse, Rehe, aber auch das Blut von Menschen ist ihnen willkommen.
Diese Entwicklung läuft in mehreren Stadien ab, wobei für jede Weiterentwicklung eine Blutmalzeit erforderlich ist. Stadium:
EI LARVE NYMPHE ZECKE
Larve, Nymphe und ausgewachsene Zecke sind dabei mit blossem Auge kaum zu unterscheiden – spielt an sich auch keine Rolle, ausser dass die Infizierung mit den Borelliose-Bakterien von Stadium zu Stadium prozentual zunimmt und damit auch die Übertragungsgefahr auf Mensch und Tier grösser wird.
Ein weiterer Irrglaube bezieht sich auf das jahreszeitliche Vorkommen von Zecken. Zecken kann es das ganze Jahr geben, wenn die Temperaturen entsprechend sind. Die Zecke kennt nämlich keinen Kalender. Alles was sie braucht sind anhaltende Temperaturen von mindestens +5 Grad Celsius in Bodennähe, und schon kann sie ihre Aktivitäten entwickeln. Solche Temperaturen sind natürlich am wahrscheinlichsten in den Monaten März bis Oktober, wodurch sich hier auch der Zeckenbefall vermehrt zeigt.
Vorbeugung gegen Zeckenbefall
Natürlich ist die einfachste Methode der Vorbeugung die Vermeidung von Gebieten, in denen Zecken sich typischer Weise aufhalten. Also z.B. Gebüsche, hochwachsende Gräser etc. Aber das lässt sich natürlich nicht immer vom Spaziergang ausschliessen.
Zur Verminderung des Infektionsrisikos aber sollten Hunde und Katzen nach jedem Freilauf gründlich abgesucht und von den drei bis vier Millimeter großen, schwarz oder braun gefärbten Zecken befreit werden. Haben die Blutsauger ihre Opfer erreicht, sind sie oft mehrere Stunden auf der Wirtsoberfläche unterwegs, um eine geeignete Ansaugstelle zu finden. Bevorzugt werden gefäßreiche, dünnhäutige Stellen an Kopf, Hals, Schulter und Achsel. Auch bereits in der Haut verankerte Zecken können noch erfolgreich an der Erregerübertragung gehindert werden. Die Speichelsekretion beginnt frühestens zwei Stunden nach dem Ansaugen.
Neben der manuellen Zeckenabwehr kommen in der tierärztlichen Praxis speziell gegen Zecken gerichtete Wirkstoffe zur Anwendung. Diese Arzneimittelzubereitungen in Form von Halsbändern, Puder, Spray, Tropflösung oder Badeflüssigkeit können Haustiere in zeckenreichen Arealen wirksam schützen. So genannte Hausmittel sind nicht immer zuverlässig, können aber unterstützend bei der Vorbeugung sein. Am bekanntesten ist hier der Einsatz von Knoblauch, entweder in Form von Futterzugabe (pulverisiert oder klein gehackt) oder auch als ‚Parfüm‘ in Form von Einreiben mit einer Mischung aus Wasser und Knoblauchpulver.
Wer mit seinem Hund eines der Mittelmeerländer, Norditalien, die Südschweiz oder Ungarn bereisen will, sollte die Zeckenbekämpfung ganz oben auf den Urlaubsplaner setzen. In diesen Ländern wird der Erreger der Babesiose durch Zecken übertragen. Im Mittelmeerraum ist zudem eine Doppelinfektion mit dem Erreger der Ehrlichiose möglich.
Wie werden Zecken entfernt?
Wenn Sie eine Zecke entdecken, so können sie diese auf folgende Weise entfernen:
Ergreifen Sie die Zecke mit einer Pinzette oder Zeckenzange (in Apotheken erhältlich) so nahe an der Haut wie möglich. Versuchen Sie nicht, die Zecke mit den Fingern zu fassen, auch wenn sie groß genug dazu erscheint. Das Quetschen der Zecke, vor allen Dingen des Hinterleibes, führt dazu, dass erregerhaltige Flüssigkeit direkt in die Bisswunde gedrückt wird. Ziehen Sie die Zecke mit einer leichten Drehbewegung, langsam und gleichmäßig heraus.
Tupfen Sie die Stelle mit einem Desinfektionsmittel, wie Jod oder Alkohol, ab. Wenn Sie Teile der Zecke nicht entfernen konnten, suchen Sie sofort den Tierarzt auf. Wenn Sie Angst haben die Zecke zu entfernen, suchen Sie ebenfalls den Arzt auf.
Wichtiger Hinweis:
Vergessen Sie alle früher angewendeten Mittel zum Entfernen einer Zecke, z.B. mit Öl beträufeln oder mit Uhu-Klebmittel verkleben. Die Zecke bekommt Angstzustände und erbricht ihren Darminhalt mit evtl. Borrelien-Bakterien in die Bißstelle.
A c h t u n g :
Wenn sich nach einem Zeckenbiss eine ringförmige Rötung zeigt, sofort den Arzt aufsuchen. Die Rötung ist ein eindeutiger Hinweis auf eine Borrelien-Infektion. Hier ist vorsorglich eine Antibiotika-Therapie angesagt.
Borreliose und FSME
Ihre Opfer, Vögel, Säugetiere und den Menschen, schädigen die Zecken nicht allein durch Blutentzug. Bis zu 20 Prozent dieser Parasiten sind mit dem Erreger der so genannten Lyme-Borreliose infiziert, den sie beim Saugakt mit abgesondertem Speichel auf ihren Wirt übertragen. Die Borreliose (auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Disease) wird durch ein schraubenförmiges Bakterium verursacht, das im Inneren der Zecke lebt und beim Stich von der Zecke auf andere Säugetiere übertragen werden kann.
An der Lyme-Borrelliose können Mensch und Hund erkranken. Gelenkentzündungen mit schmerzenden Gliedmaßen und Bewegungsstörungen sowie zeitweiliges Fieber mit gestörtem Allgemeinbefinden kennzeichnen das Krankheitsbild. Bei Katzen sind die Krankheitsanzeichen noch wenig bekannt. Doch auch ihr Abwehrsystem muss sich mit dem Erreger auseinandersetzen. Dies zeigen Blutuntersuchungen, die auch zur Diagnose der Erkrankung durchgeführt werden.
Im Mittelmeerraum ist zudem eine Doppelinfektion mit Borreliose und dem Erreger der Ehrlichiose möglich. In beiden Fällen handelt es sich um Blutparasiten, die ein bis drei Wochen nach der Übertragung Fieberschübe mit gestörtem Allgemeinbefinden, Blutarmut und Blutharn auslösen können. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium entsteht Blutarmut. Treten solche Krankheitszeichen nach einer Urlaubsreise auf, sollte der behandelnde Tierarzt auf den vorangegangenen Auslandsaufenthalt aufmerksam gemacht werden.
Verlauf der Borreliose:
(aus der Human-Medizin)
Die Krankheit wird in verschiedene Stadien eingeteilt:
Stadium l: (Frühstadium)
Nach dem Biss der Zecke entwickelt sich bei ca. 50% der Betroffenen eine ringförmige Hautrötung um die Bissstelle, das so genannte Erthema chronicum migrans. Diese Hautveränderungen können größer und größer werden, bis sie ganze Körperpartien umfassen. In den meisten Fällen verschwindet die Hautrötung von alleine. Sie ist aber ein sicherer Hinweis auf eine Infektion mit dem Bakterium ‚Borrelia burgdorferi‘.
Sehr häufig wird diese Hautveränderung von grippe- ähnlichen Beschwerden, wie erhöhter Körpertemperatur, Schweißausbrüchen, Abgeschlagenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen begleitet. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich der Erreger über die Blutbahn im Körper ausgebreitet hat.
Nun spricht man vom:
Stadium II: (Wochen bis Monate nach Infektionsbeginn)
Wenn eine Infektion in diesem Stadium nicht behandelt wird, siedeln sich die Bakterien in verschiedenen Körperteilen an. Die Bakterien bleiben nur ganz kurz in der Blutbahn, so schnell wie möglich setzen sie sich in den Organen fest. Die Borrelien haben eine Vorliebe für bestimmte Organe, besonders die Gelenke, Muskeln und Bänder haben es ihnen angetan, sie verursachen dort Entzündungen. Sensibilitätsstörungen wie Taubheitsgefühl, Brennen und Kribbeln sind in jedem Körperteil möglich.
Auch im Nervensystem treiben sie ihr Unwesen, es kann zu Nervenentzündungen, wie unerträglichen neuralgische Schmerzen, die vor allem in der Nacht auftreten können. Lähmungserscheinungen sind keine Seltenheit.
Stadium III: (Monate bis Jahre nach Infektionsbeginn)
Dieses Stadium ist durch rheumatische Beschwerden, wie chronische Gelenk- und Muskelentzündungen, sowie durch Hautveränderungen gekennzeichnet. Da die Krankheit in Schüben verläuft und auch noch nach Jahren Beschwerden verursachen kann, ist sie in ihrer Erscheinungsform beim Menschen der Multiplen Sklerose (MS) sehr ähnlich.
FSME
Bisher galt landläufig die Meinung, Hunde könnten zwar unter Umständen an der Borreliose erkranken, nicht aber an FSME (Frühsommer-Meningonzephalitis). Damit wurde jetzt aufgeräumt. Bei der FSME handelt es sich um eine Viruserkrankung des Zentralnervensystems, die ebenfalls beim Zeckenstich übertragen wird. Anders als die Erreger der Borreliose kommen die FSME-Viren nur in bestimmten Regionen Europas vor. Diese Gebiete werden ‚Endemiegebiete‘ genannt und schon seit geraumer Zeit genauestens registriert. Wer wissen will, ob er in einem Endemiegebiet lebt, oder in ein solches reisen will, kann dies bei seinem Hausarzt, Tierarzt oder Apotheker erfragen.
Dass die FSME auch für den Hund gefährlich ist, konnte ein Pathologe der Universität Wien nun beweisen, indem er das Virus im Gehirn erkrankter Hunde nachgewiesen hat. Auch Untersuchungen aus dem süddeutschen Raum belegen das FSME-Risiko für den Hund.
Die Erkrankung verläuft beim Hund meist so dramatisch, dass der Besitzer seinen Hund nur noch durch das Einschläfern von seinem Leiden erlösen kann.
Vorbeugung gegen Barreliose
Ausnahmsweise ist der Hund einmal im Vorteil gegenüber dem Menschen: Für ihn gibt es nämlich einen Impfstoff gegen Borreliose – für den Menschen immer noch nicht.
Das Impfverfahren gegen Zecken-Borreliose:
Geimpft werden können sowohl erwachsene Hunde – einschließlich trächtiger Hündinnen – als auch Welpen (ab 12. Lebenswoche).
Erstimpfung
Um einen ausreichenden Impfschutz zu erreichen, muss Ihr Hund zweimal im Abstand von 3 bis 5 Wochen geimpft werden.
Der optimale Impfzeitpunkt
liegt in der kalten Jahreszeit (von Oktober bis Februar). Dadurch wird rechtzeitig vor dem Aktivwerden der Zecken ein Impfschutz aufgebaut. Ein Impfbeginn ist aber das ganze Jahr über jederzeit möglich und sinnvoll.
Wiederholungsimpfungen
Zur Aufrechterhaltung des Impfschutzes muss Ihr Hund spätestens 1 Jahr nach der Grundimmunisierung erneut geimpft werden. Weitere Wiederholungsimpfungen sind ebenfalls in jährlichem Abstand fällig.
Bei besonders hohem Infektionsrisiko, z.B. häufiger Aufenthalt in zeckenreichen Gebieten für Zecken besonders ‚attraktiver‘ Hund Jagdgebrauchshund wird empfohlen, den Impfschutz halbjährlich aufzufrischen (zusätzliche Mittsommerimpfung).
KONGENITALES VESTIBULARSYNDROM
Das Kongenitale Vestibularsyndrom (auch Kongenitales Vestibulärsyndrom) ist eine seltene Erbkrankheit bei Hunden und Katzen infolge einer Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Sie äußert sich in Kopfschiefhaltung, Koordinationsstörungen und häufig auch Taubheit.
Das Kongenitale Vestibularsyndrom tritt bei einigen Rassen gehäuft auf. Vermutet wird ein autosomal-rezessiver Erbgang. Bei Hunden sind vor allem Akita-Inu, Cocker Spaniel, Deutscher Schäferhund, Dobermann und Tibet-Terrier, bei Katzen Burma-Katzen und Siamkatzen betroffen.
Betroffene Tiere zeigen eine Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans mit fehlenden oder missgebildeten Statolithen sowie häufig auch eine Degeneration der Haarzellen des Corti-Organs in der Hörschnecke.
Die Erkrankung zeigt erste Symptome innerhalb des ersten Lebensmonats. Dabei treten Kopfschiefhaltung und Gleichgewichtsstörungen mit Neigung zum Umfallen und leichten Bewegungsstörungen. Meist tritt gleichzeitig eine ein- oder beidseitige Taubheit auf, die durch einen Hörtest oder eine Hirnstammaudiometrie nachgewiesen werden kann. Ein Augenzittern (Nystagmus) tritt, im Gegensatz zu den meisten anderen Gleichgewichtserkrankungen, nicht auf, allerdings lässt sich oft auch kein physiologischer Nystagmus auslösen.
Die Diagnose lässt sich anhand der Rasse- und Altersprädisposition und dem klinischen Bild stellen.
Eine Behandlung ist nicht möglich. Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel. Zumeist stellt sich ab dem 2. Lebensmonat eine Besserung ein, da die Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgans durch andere Sinne (Gesichtssinn, Propriozeption) ausgeglichen wird, so dass trotz Taubheit ein weitgehend beschwerdefreies Leben möglich ist. Betroffene Tiere sollten allerdings von der Zucht ausgeschlossen werden.
(Quelle: Wikipedia 31.03.2011)
Erfahrungsbericht aus meinem Zwinger vom Januar 2011:
Ich dachte, daß einer meiner Welpen ein solches Syndrom hätte. Er wurde daraufhin behandelt, aber leider trat keine Besserung ein. Die, von mir sehr geschätzte, neue Welpenbesitzerin brachte mich dann auf die Idee, den Welpen einer Tierheilpraktikerin vorzustellen, was wir dann auch gemacht haben. Diese hat sofort festgestellt, daß der Welpe kein Vestibularsyndrom hatte, sondern einen Geburtsschaden im Halswirbelbereich, den sie bei der ersten Behandlung hat beheben können. Heute ist der Welpe völlig in Ordnung. Dies zeigt einmal mehr, daß man alle Möglichkeiten ausschöpfen muss, um einem Hund zu helfen.